Vortrag über die Indien-Reise im Dezember in Forstern

 

Am 5.2. fand in unserem Ausstellungsraum ein Vortrag über Eicher in Indien statt. Ca. 50 Besucher nahmen intensiv teil an einer Zeitreise der Eicher-Geschichte in Indien von 1948 bis zur Jetzt-Zeit. Bilder von den ersten indischen Besuchern in Forstern und Filmausschnitte aus der heutigen Eicher-Produktion in Indien sowie Fotos vom Einsatz der Eicher-Traktoren und –LKWs rundeten die Eindrücke ab. Bei indischer Musik und bayrischem Leberkäs -gespendet von unserem Vereinswirt- unterhielten sich die Gäste, darunter auch viele ehemalige Eicher-Mitarbeiter, bis spät in den Abend, als sie auch noch eine kleine indische Modenschau präsentiert bekamen.

 

Bild 1

 

 

 

Und hier der ausführliche Reisebericht

über Eicher Indien

 

 

Reisezeitraum:

12. Dezember 2010 bis

23. Dezember 2010

 

 

Reiseteilnehmer:

Ing. Egon Eicher – Gräfelfing

 

Herbert Schenk - Schwendi/Hörenhausen

 

Dr. Thomas Ebner - Epppan an der Weinstrasse - Südtirol

 

 

Reiseziel:

1. Eicher Indien Traktorenproduktion: Alwar - Bhopal/Mandideep

 

2. Neue Traktorenproduktion AgriKing in Punjab - Nordindien

 

 

Erster Treffpunkt der 3 Reiseteilnehmer in Indien ist das Logistikunternehmen Kühne & Nagel in Gurgaon bei Delhi, wo Thomas Ebner, aus Goa kommend, zu Egon Eicher und Herbert Schenk dazu stößt. In Goa haben sich im Dezember 2009 Egon Eicher und Thomas Ebner zufällig getroffen. Zumal Egon Eicher damals bestrebt war, Eicher Traktoren aus der indischen Produktion zu erwerben, konnte Thomas Ebner über einen Freund aus Nordindien einen erfolgreichen Kontakt herstellen, aus dem schließlich diese Indienreise resultierte. Herr Schenk ist als großer und leidenschaftlicher Sammler von Eichertraktoren kurz entschlossen nach Indien mitgeflogen.

Von Delhi ging es nun am Nachmittag des 13.12. über Land in ca. 3 Stunden zur Eicher Motorenfabrik nach Alwar. Der Weg dorthin war der beste Einstieg in die indische Traktorenwelt, denn wir sahen nur ROT. Rot ist das Markenzeichen des indischen "Eischer" 1 Zylinder Erfolgsmodells 241. Rote Haube mit abgeschnittener Nase. Auf den nur 150 km nach Alwar sahen wir in den 3 Stunden Fahrzeit gut 100 Eicher Traktoren längs der Strasse, davon nahmen wir 10 näher in Augenschein.

Als wir um 20 Uhr im Hotel in Alwar ankamen, wurden wir bereits von einer Abordnung des Motorenwerks empfangen und der Ablauf des folgenden Tages besprochen. Die Nacht in Alwar war kalt und feucht, zwei verfrorene Reiseteilnehmer überlebten die Nacht nur dank einer spontan erfundenen Bettflasche aus PET.

Bei Eicher Engines/Motoren Alwar empfing uns das gesamte Management am 14.12. und zeigte und erklärte uns das im Jahr 1976 gebaute Motorenwerk und führte uns in die vielfältigen Tätigkeiten der Eicher Gruppe ein. Die Motorenproduktion wird mit 900 Mitarbeitern betrieben, davon sind 109 in Management und Verwaltung tätig. Das parkähnliche Fabrikgelände und die modernen Produktionsanlagen haben uns begeistert. Wir konnten nur die 2 + 3 Zylinder - Produktion besichtigen; die 1 Zylinder - Produktion konnte aus strategischen Gründen nicht besichtigt werden. Das Tagesproduktionsziel am 14.12. waren 35  2-Zylinder Motoren und 65 
3- Zylinder Motoren; das Monatsproduktionsziel für Dezember: 1300  2-Zylinder und 1100
3-Zylinder Motoren.

Nach einer abenteuerlichen Fahrt zurück nach Delhi trafen wir dort noch eine Mitarbeiterin von Kühne & Nagel, Frau Vidushi, die uns erst zum Abendessen im Restaurant und dann auch noch zu ihrer Familie nach Hause einlud. Dort lernten wir ihre Eltern und eine weitere Schwester kennen, die Nachrichtensprecherin im indischen Fernsehen ist. Der Grund für diese Einladung lag auch hier wieder in dem Namen „Eicher“ begründet. Es stellte sich heraus, dass der Vater – jetzt erfolgreicher Bauherr und Besitzer von Büro- und Gewerbeimmobilien in Delhi- aus einer landwirtschaftlichen Großgrundbesitzerfamilie stammt und er sich selbst sehr gut mit Traktoren und deren Motoren auskennt. So versuchte er beim Abendgespräch, seinen beiden Töchtern den Unterschied zwischen luft- und wassergekühltem Dieselmotor zu erklären.

Wir übernachteten im Alpine Tree Hotel in Delhi. Am Weg zum Hotel entdeckten wir eine Handballplatz-grosse Werbetafel mitten in Delhi, die auf die neue Eicher GPS-Landkarten für die ersten Navigationsgeräte für indische Großstädte hinweist.

15.12. Flug nach Chandigarh - Nordindien. In Chandigarh wird uns die größte Überraschung erwarten. Am Weg vom Flughafen zu unserem Treffpunkt mit Ravinder Singh, einem indischen Unternehmer mit Turban, eskortiert uns mehr als nur ein Eicher Traktor.

Ravinder Singh, ein langjähriger Freund von Thomas Ebner, empfängt uns herzlich in seinem Büro und stellt uns gleich sein jüngstes Kind samt Management Team vor. Er produziert seit kurzem einen 55 PS Traktor mit voll synchronisiertem 24 Gang Schaltgetriebe. Neue Produktionshallen im Grünen, wir fahren sofort hin. Ravi chauffiert persönlich, im Kofferraum des Jeeps sitzen 2 bewaffnete Schutzmänner, einer mit, einer ohne Turban.

Egon hatte bei Ravi im Vorfeld einen gebrauchten indischen Eicher Traktoren "bestellt", der hergerichtet und versandfertig gemacht werden sollte...... und hier stand er plötzlich! Im Sand am Straßenrand, wie neu und tuckerte im bekannten Klang; ein Eicher Einzylinder, Indigo Rot. "Das gibt s ja nicht!" Sofort stehen geblieben und ja, die Überraschung ist gelungen und wie! Egon fragt noch schnell ob er aufsteigen darf, und schon schaltet er durch zur Jungfernfahrt in das indische Verkehrschaos. Er wird auch gleich wie wild angehupt und fährt in eine Seitenstrasse. Unser Wachmann regelt schnell den Verkehr, damit Egon im Rückwärtsgang zurücksetzen kann. Auf die Frage "Und? Wie is er?" kommt prompt "A echter Eicher!". Herbert Schenk möchte natürlich auch gleich so einen haben! Gruppenfoto mit Eicher Goodearth, MP und Pistole.

Es geht weiter zur Traktorenfabrik von Ravi, wo der Agri King gebaut wird. Wir werden indien-typisch mit Blumenketten empfangen und besichtigen neugierig das Werk. Es ist noch nicht ganz fertig, aber es wird mit Hochbetrieb darauf hingearbeitet. Im Außengelände fahren 3 Traktoren im Dauertest. Zwei 3-Zylinder mit 55 PS und ein 3 Zylinder mit 65 PS.

Da stampft gerade jemand eine neue Traktorenfabrik aus dem Boden, Ravinder Singh, ein Sikh mit Turban und Schnurrbart, 71-jährig, tadellos deutsch sprechend; wir können es kaum glauben! Er hatte vor vielen Jahren in Deutschland studiert und sein Berufsleben im Stahlgeschäft verbracht, wo er offensichtlich auch einigen Reichtum erworben hat.

Einen Steinwurf von der Fabrik entfernt lässt er die Motoren- und Getriebebestandteile bei der Yamada Automation Pvt. Ltd. herstellen; eine Maschinenfabrik, die mit zum Teil alten importierten und revisionierten Maschinen Neuteile herstellt. Die Geschäftsinhaber –zwei Brüder- haben bei Bosch in USA gearbeitet und sich das ganze Wissen angeeignet, um aus Schrottreifen NC-Maschinen aus Europa wieder neue Maschinen herzustellen, die besser sind als sie zum Zeitpunkt  ihrer Neufertigung waren, da sie neben der mechanischen Überarbeitung auch mit der neuesten Siemens Steuerelektronik ausgerüstet werden. Die Fotos sprechen Bände.

Gegen Abend fahren wir direkt zu einer Einladung in Ravi’s Haus, wo die nächste Überraschung wartet.

Der Maharadja von Patiala, Captain Amrrinder Singh und seine Frau sind ebenfalls zum Abendessen eingeladen. Sie tragen die traditionelle Kleidung des Punjab. Er war vor der jetzigen Wahlperiode bereits Premierminister des Punjab und strebt dieses Amt für die nächste Legislaturperiode ein weiteres Mal an. Egon Eicher und der Maharadja unterhalten sich intensiv und ein alter Kontakt zur Unternehmerfamilie Lal, welche in den 50er Jahren die Eicher Traktorenproduktion in Indien begonnen hat, konnte aufgefrischt werden. Es stellte sich heraus, dass der Maharadja mit Vikram Lal in die gleiche Schulklasse gegangen war. Es war für uns eine große Ehre und Anerkennung einen der einflussreichsten Männer und  Politiker Nordindiens kennen zu lernen.

Am nächsten Tag besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten von Chandigarh und den berühmten Tata Nano, der als kleinstes und günstigstes, vollwertiges 4-türiges Auto der Welt gilt. Wir setzten uns zu viert ins Auto, das Raumgefühl ist ähnlich wie bei einem deutschen Wagen der Polo-Klasse! Unglaublich. Und das für 1200 €. Der Verkäufer bestätigt uns, dass wir das Auto sofort mitnehmen könnten.

Der Flug Chandigarh - Delhi wird wegen schlechter Sicht gestrichen und wir fahren die halbe Nacht in einem Höllentempo per Bus nach Delhi. Auf der Autobahn überholen wir auch Traktoren, die da um 3 Uhr früh herumfahren! Um 4 Uhr früh kommen wir am Flughafen Delhi an, wo wir uns sofort zu unserem Flug nach Bhopal bereit machen. In Bhopal angekommen schlafen wir erst einmal eine Stunde, bevor wir uns zum Besichtigungstermin in die Traktorenfabrik nach Mandideep begeben.

Wir werden vom gesamten oberen Management empfangen und tauschen im Konferenzraum Fotos und Informationen zum Thema Eicher aus.

Auf die Frage von Egon Eicher, ob denn auch die jetzige Konzernmutter von Eicher Tractors -die Fa. TAFE- am Namen Eicher festhalten werde, kam die überzeugende Antwort: Der Name „Eischer“ bedeutet in Indien: „Zuverlässigkeit und Vertrauen“. So einen Namen wird man nie aufgeben!

Auch hält man hier sehr viel von Firmentreue und Identifikation mit dem Arbeitgeber. Es gibt einige Mitarbeiter, die mehr als 30 Jahre bei der Firma sind und auch die 500 km von der alten Produktionsstätte in Faridabad nach Mandideep mit umgezogen sind. Dass die Mitarbeiter als wichtig angesehen werden, ist in Indien nicht sehr weit verbreitet, aber Eicher ist bekannt dafür, auch viele Sozialleistungen für die Mitarbeiter bereit zu stellen. Ein Beispiel ist auch das Werksgelände, in dem man sich im Vergleich zur „Außenwelt“ wie in einem Paradiesgarten vorkommt.

Die Besichtigung des Werks bringt uns die gesamten Montageschritte bis zum fertigen Traktor näher, und am Ende steht der größte Eicher Traktoren Parkplatz. Die 3-Tagesproduktion umfasst bis zu 300 Neufahrzeuge, die dort auf die Abholung bzw. den Versand warten.

Grossen Eindruck auf uns machte auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die mit 20 Ingenieuren besetzt ist, welche mit neuester 3D-CAD-Software arbeiten. Alle Eicher-Modelle sind bereits voll in 3D-Technik erfasst.

Im fabrikeigenen Park darf Egon Eicher als Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit und Wertschätzung einen Baum pflanzen; wir sind sprachlos. Kurz darauf drehen wir auf dem Testgelände ein Video, in dem Egon Eicher mit dem Vertriebsmanagement, Herrn Saji Paul und Frau Akanksha Singh, rekonstruiert, wie der Kontakt zwischen Egon Eicher und Eicher Indien im Juni 2010 zustande kam. Hier spielten Thomas Ebner und sein Freund Ravinder Singh aus Chandigarh die entscheidende Rolle.

Zum Abschied überreichte man uns etliches Werbe-Material von Eicher Indien und die gesamte Produktionspalette an Prospekten, sowie Modell-Traktoren.

Mit der Einladung an das Management, zum 75. Eicher Deutschland Jubiläum am 2.6.2011 nach Forstern zu kommen, verlassen wir das Werk in Mandideep. Eicher Indien feiert 2011 das 50 jährige Bestehen des ersten komplett in Indien gefertigten Eicher-Schleppers. Ein weiterer Grund, neue indische Eicher Traktoren in Deutschland zu präsentieren; wir arbeiten daran.

Vom 18. bis 23.12. verdauten wir unsere Eindrücke bei einem Erholungsaufenthalt am Meer in Goa, wo sehr gute Freunde von Egon Eicher ein Haus gebaut haben und dort dem europäischen Winter trotzen. In diesem Haus haben sich im Dezember 2009 Egon Eicher und Thomas Ebner bei einer Einladung der deutsch-goanesischen Gesellschaft getroffen. Hier hatte Egon Eicher einen Vortrag gehalten mit dem Thema: „Wie Eicher nach Indien kam“. Dort wurde der Grundstein für die diesjährige Indienreise gelegt.

Wer die visuellen Eindrücke dieser Reise erhalten möchte, sollte sich das Video „Eicher in Indien“ in unserem Fan-Artikel Shop bestellen.

 

Eppan, am 18.1.2011

 

Thomas Ebner

 

Wer zusätzlich die visuellen Eindrücke dieser Reise erhalten möchte, sollte sich das Video „Eicher in Indien“ für €15, Vereinsmitglieder 13,50 € (+ 4 € Versand) in unserem Fan-Artikel Shop bestellen.